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blog 177 - barmherzigkeit

13.03.2015 09:07

sentimentalität hat keinen wert
gegenüber den leiden aller wesen auf erden,
auch nicht ein mitleid,
das nur eine tarnung schwacher nerven ist,
die „kein leiden sehen können“.

barmherzigkeit ist etwas völlig anderes.
und sie sagt uns, dass, wo wir nicht wissen,
ob ein geschöpf leidet,
wir eben auch nicht wissen, dass es nicht leidet.

so könnte man auch denken von dem vielen kleingetier,
das zum vergnügen von kindern gefangen und verkauft wird:
salamandern, fischen für das glas, meerschweinchen,
fröschen, kleinen schildkröten, weissen mäusen,
die oft ein erbärmliches leben haben, bis sie eingehen.

schmetterlinge, die der sammler fängt, leiden nur kurz,
schlimm sind dagegen die käfer dran,
die in winzige schachteln oder in kindertaschen gestopft werden.

niemand könnte sagen, was sie dabei erleben.

schon eher ahnt man etwas davon
bei den ziemlich hoch entwickelten krebsen,
die zu fangen und zu essen als ein besonderes vergnügen gilt.
ob sie nun in kaltem oder heißem wasser aufs feuer kommen,
in jedem fall werden sie lebendig gekocht oder doch verbrüht.

wer tiere kennt und liebt - die in not wie die in heiterkeit ,
und wer mit ihnen fühlt, der erträgt es nicht mehr,
immer und überall nur vom menschen,
seiner einzigkeit, seiner würde, seinen zielen, seiner bedrängnis,
seiner sünde, seiner gottverlassenheit oder gottverbundenheit,
seiner unsterblichkeit und dem sinn seines lebens zu hören.

es freut ihn nicht, es tut ihm weh, wenn er wieder und wieder
auf den gedanken trifft, der mensch sei das ziel aller dinge,
der sinn der erde nur er allein.

wer von der liebe zu den anderen wesen gepackt ist.
geht manchmal durch eine hölle.

aber er will auch gar nicht selig sein
und die kreatur, die mit ihm und oft durch ihn gelitten hat,
sich selbst überlassen.

aus jedem paradies würde er ausbrechen,
solange er von einem leid ohne sinn und trost wüsste.

(julie schlosser, 1883-1965)

    

siehe auch:

https://www.dieratten.net/news/blog-66-gesetz/